Steuerung durch Zurückhaltung
Moderation ist eine Methode, die in Meetings, Teambesprechungen,
Projektgruppen und Trainings häufig angewendet wird. Bei dieser Methode geht es - einfach gesagt - um die Führung und Steuerung einer Diskussion, ohne daß der Moderator selber aktiv auf die Inhalte der Besprechung
Einfluß nimmt. Daher sollte man Moderation nicht mit einer Gesprächshaltung verwechseln, in der man selber im Vordergrund stehen oder andere von der eigenen Meinung überzeugen möchte.
Auch ein Trainer darf nicht mit einem Moderator gleichgestellt werden. Der Hauptunterschied zwischen einem Trainer und einem Moderators liegt darin, daß der Moderator eine
steuernde Rolle einnimmt (Steuermann) und auf ein positives Gesprächsklima achtet, sich aber beim Einbringen der Inhalte wie bei einem Trainer (= Kapitän) zurückhält. Der Moderator bringt nur
methodische Vorschläge in das Gespräch ein, um das Gesprächsziel, z.B. die Findung einer Entscheidung, effektiv zu erreichen.
Eine Moderation berührt im Wesentlichen folgende Aspekte:
Eine dominierende aktive Haltung zur Gesprächssteuerung. Dieses beinhaltet auch die positive Einflußnahme auf die Beziehungsebene (gegenseitiger Umgang, Gefühle und Beziehungen
innerhalb der Gruppe, Erzeugung einer positiven Grundhaltung)
Eine zurückhaltende und neutrale Haltung gegenüber dem Gesprächsthema selber
Die Anwendung verschiedener Methoden und Techniken zur Erreichung eines vorgegebenen Ziels (z.B. Entscheidungsfindung, Konfliktlösung)
Den Gebrauch der Moderation dienlicher Werkzeuge und Materialien (z.B. Präsentationen, Flipchart, Pinwand mit Pappkarten, Videos, ...)
Vorraussetzungen in einer Moderation Eine Moderation kann man nicht einfach mal so durchführen. Es bedarf bestimmter Voraussetzungen um
bei Entscheidungsfindungen und Konfliktlösungen ein effektives Vorgehen zu gewährleisten:
Alle Beteiligten sind gleichberechtigt und keiner fühlt sich benachteiligt oder zurückgesetzt.
Vorgesetztenverhältnisse sollten strikt außen vor bleiben, egal ob ein Vorgesetzter die Moderation übernimmt oder er sich in der Gesprächsgruppe befindet, so daß sich die Runde voll
auf das Thema konzentrieren kann.
Alle Teilnehmer sollten (falls nicht von alleine) aktiv angesprochen und mit in die Runde einbezogen werden, damit nicht dominierende Teilnehmer die Zurückhaltenden blockieren und
der Ideenfluß auf einige wenige eingeschränkt wird. Nicht immer hat der, der am lautesten schreit, die beste Idee!
Die Gespräche müssen an den Erfahrungen und dem Kenntnisstand der Teilnehmer angeknüpft sein. Ist dieses nicht der Fall, sollte ein gemeinsamer Kenntnisstand in einer vorausgehenden
Gesprächsrunde erzeugt werden.
Für eine gute Moderation benötigt man als Grundlage eine gewisse Menge an Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Fehlt dieses, kann sich insgesamt gegen die Methode Moderation eine
negative Haltung einstellen.
Aufgaben des Moderators
Eine Moderation findet in einer Gesprächsrunde auf 3 verschiedenen Ebenen statt:
Steuerung der Gesprächsrunde
Beziehungsebene zwischen allen Beteiligten
Inhaltsebene der Gesprächsrunde
Dementsprechend können die zentralen Aufgaben eines Moderators diesen Ebenen zugeordnet werden
1. Steuerung der Gesprächsrunde Am Start der Gesprächsrunde die Vereinbarung und während des Gesprächs die Überwachung der Spielregeln:
Sammeln und Verdichten von Ideen, Meinungen und Informationen
Überwachung des vorgegebenen Zeitrahmens
Sorgen für ein systematisches Vorgehen mit passenden Methoden und Werkzeugen
Fördern von Ergebnissen, Entscheidungen und Absprachen
Überprüfung durch Gruppenzustimmung bei zu treffenden Entscheidungen
Visualisierung von Ideen, offenen Punkten, Gesprächsergebnissen und Konflikten
2. Beziehungsebene zwischen allen Beteiligten Aufbau einer positiven und konstruktiven Grundhaltung und Atmosphäre. Dieses schließt auch die
Vorbereitung von 'Nebensächlichkeiten' ein, wie z.B. ein netter Raum, Getränke und andere Dinge:
Aufbau von Vertrauen zwischen den Beteiligten
Hinweise zur Trennung zwischen Beziehungskonflikten und Sachthemen
das Ansprechen von Entwicklungen und Prozessen
3. Inhaltsebene der Gesprächsrunde Zurückhaltende und neutrale Haltung gegenüber dem Gesprächsthema
Rolle des Moderators
Aus den aufgeführten Aufgaben wird die Rolle des Moderators innerhalb der Gesprächsrunde leicht ersichtlich. Der Moderator steuert die Gesprächsrunde und
hilft ihr eigenverantwortlich zu arbeiten
kennt sich in Moderationsmethoden aus
braucht nicht unbedingt ein tiefgehendes Fachwissen
trägt die Verantwortung für den Verlauf der Gesprächsrunde
trägt jedoch keine Verantwortung für die Ergebnisse der Gesprächsrunde
ist Katalysator für aufkeimende Ideen, sucht und unterstützt Wege durch Fragestellungen
Vorteile einer Moderation Es gibt verschiedene andere Wege, eine Gesprächsrunde oder ein Meeting zu führen. Eine Moderation
erweist sich sehr häufig als Kreativitätswerkzeug im Umgang mit Problemen und Konflikten:
Sehr effektive Art Probleme in einer Gruppe zu besprechen um in kurzer Zeit konkrete Ergebnisse zu erhalten
Festhalten von Ideen und Diskussionsergebnissen mit Visualisierungswerkzeugen
Förderung der gemeinsamen Kreativität und Motivation
Stärkung der eigenverantwortlichen Arbeit innerhalb der Gesprächsrunde
Gleichberechtigung der Beiträge der Beteiligten ohne Rücksicht auf Vorgesetztenverhältnisse und damit verbunden eine hohe Akzeptanz der Ergebnisse
Mögliche Nachteile einer Moderation Eine Moderation hat nicht nur Vorteile, sondern kann auch Nachteile mit sich führen, sofern der Moderator nicht auf bestimmte Dinge achtet:
Durch häufige Anwendung der Moderation besteht die Gefahr, daß die selbständige Arbeitsfähigkeit einer Gruppe ohne den Moderator verloren geht
Bei einer Moderation wird systembedingt bei Entscheidungen eine Mehrheitsentscheidung durchgeführt, wodurch Ideen einer Minderheit unberücksichtigt bleiben können. Dieses hat zwar keine Konsequenz auf
die beendete Moderation, kann jedoch bei folgenden Moderationen bei mißachteten Minderheiten zu einer gewissen Frustration führen.
Inhaltlich zu stark angagierte Moderationen können zu Unzufriedenheit innerhalb der Gruppe führen, wenn die Ergebnisse zu stark vom Moderator beeinflußt worden sind. Diese Gefahr ist
insbesondere dann gegeben, wenn der Moderator zusätzlich ein Vorgesetzter der Gruppe ist und durch Zurückhaltung der Gruppe die Inhalte des Vorgesetzten (ungewollt) bevorteilt werden.
|
|